Das gebundene Clavichord

Reisecembalo

Gebundenes Clavichord, Nürnberg oder Leipzig, um 1540;
Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig

Dieses frühe Clavichord zeigt auch augenfällig die Vorzüge des gebundenen Clavichords: Das Instrument benötigte weitaus weniger Saiten als es Töne enthielt und war damit in kurzer Zeit zu stimmen. Der Platzbedarf war minimal, das Instrument konnte problemlos hin und her getragen und zum Spiel auf jeden beliebigen Tisch gelegt werden.


 

Musikbeispiel:
Ausschnitt aus Matthias Greiter (1495-1550) "Verschütt´ hab ich das Habermus"
(aus der Tabulatur des Clemens Hör)
gespielt von René Clemencic
Instrument: Peter Kukelka, Kopie eines gebundenen Clavichords um 1540

Gebundene Clavichorde gehören zu den ältesten Tasteninstrumenten in noch spielbarem Zustand. Ihre Grundkonstruktion ist einfach, die einzelnen Bauelemente relativ unverwüstlich und das Instrument selbst sowohl platzsparend als auch ökonomisch in der Unterhaltung und im Stimmaufwand. Denn da bestimmte, nicht gleichzeitig musikalisch verwendete Töne an einen Saitenchor "gebunden" waren (wie etwa c und cis oder b und h), wurden beim Stimmen eines Saitenchors mehrere Töne gleichzeitig "bewältigt". Dies erlaubte auch, die Instrumente relativ klein und leicht zu bauen, und so dem "Mangel" aller Clavichorde, ihrem sehr leisen Klang, wenigstens etwas aufzuhelfen.


Sie waren die idealen Instrumente für das häusliche, private Musizieren und somit auch zum Üben. So leise, dass niemand in der Umgebung wirklich gestört wurde, erlaubt der direkte Anschlag doch ein sehr sensibles Spiel und die hörbare Kontrolle über die Tätigkeit der Finger. Denn das Clavichord verzeiht dem Spieler nichts: Schlug man zu hart an, drückte man zu stark auf die Saiten und sie stiegen in der Tonhöhe - ein deutlich vernehmbares "Jaulen" des Tons machte darauf aufmerksam, den Anschlag zukünftig zu verfeinern.

Doch schon im 16. Jahrhundert zeichnete sich ab, dass in manchen Ländern, wo die Klaviermusik selbst stark "publikumsbezogen" war - etwa indem sie ausdrücklich in einen größeren gesellschaftlichen Rahmen eingebettet war, beispielsweise als Tanz- oder Unterhaltungsmusik, zur Begleitung von Sängern oder Instrumentalisten, - der Gebrauch des Clavichords zurückging. Es war für derartige Zwecke eben zu leise und konstruktionsbedingt auch durch kein Mittel wirklich so laut zu bekommen, dass man damit auch nur einen größeren Innenraum hätte füllen können.

Daher war das Instrument z.B. in Westeuropa kaum bekannt, in Frankreich, England oder Spanien, später auch in Italien, verschwand es zwischen etwa 1550 und 1650 aus dem Musikleben. Dagegen blieb es in Deutschland und Skandinavien bis ins frühe 19. Jahrhundert im Gebrauch.

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