Das Pedalclavichord

Reisecembalo

Pedalclavichord von Johann David Gerstenberg,
Geringswalde (Sachs.) 1760; Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig

Derartige Pedalclavichorde waren die klassischen Übungsinstrumente vor allem nord- und mitteldeutscher Organisten. Faktisch handelt es sich hier um drei Einzelinstrumente (eines davon mit besonders langen Saiten und Pedalklaviatur), die in einem Gestell so übereinander plaziert wurden, daß sie der Tastatur einer zweimanualigen Orgel mit Pedal möglichst genau entsprachen.

 

Musikbeispiel:
Ausschnitt aus Johann Sebastian Bach: Passacaglia c-moll BWV 582
gespiel von Erik van Bruggen
Instrument: Dick Verwolf, Kopie des Pedalclavichords von J. D. Gerstenberg 1760

Das Pedalclavichord stellt eigentlich eine Kombination aus mehreren Clavichorden dar, die in einem besonderen Gestell zusammengefügt werden: Zwei Clavichorde mit Manualen übereinander, dazu ein großdimensioniertes Clavichord mit Pedalklaviatur ergeben ein Instrument, das schon äußerlich seine Hauptbestimmung verrät: Es ist ein Übungsinstrument für Organisten, aus einer Zeit; als ohne elektrische Heizungen oder elektrische Orgelgebläse ein Üben in der Kirche kaum möglich war. Ein Organist benötigte noch (mindestens) einen Kalkanten zum Ziehen oder Treten der Bälge, um musizieren zu können, der bezahlt werden musste; deshalb übte man nicht in der Kirche, sondern zuhause, wo es zudem sicherlich etwas wärmer gewesen sein dürfte. Aber dies erforderte ein Instrument, das zumindest annähernd erlaubte, sowohl das Spiel auf mehreren Manualen als auch auf dem Pedal zu trainieren.

In Deutschland und Nordeuropa bildete ein Pedalclavichord das häufigste Übungsinstrument dieser Art. In den romanischen Ländern ist der Gebrauch von Cembali, die zumindest in Frankreich gelegentlich mit einer weiteren Pedalklaviatur gebaut wurden, verbürgt. Doch da in diesen Ländern das Pedalspiel ohnehin keine große Rolle spielte (die Pedalklaviaturen hatten oft nur einen geringen Tonumfang), konnte man sich als Organist durchaus ohne einen derart aufwendigen Zusatz auskommen.

Nach 1800, als sowohl Clavichord als auch Cembalo verschwanden, stellten einige Klavierbauer (wie etwa Johann Schmidt in Salzburg) auch das eine oder andere Pedalpianoforte her, auch diese vorwiegend als Übungsinstrumente für Organisten. Hier ergab sich jedoch das Problem, ein zweites Manual zur Verfügung zu stellen – was nie zufriedenstellend gelang. Aus diesem Grund sind derartige Spezialinstrumente im Verlauf des 19. Jahrhunderts kaum noch gebaut worden.


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