Gottfried Silbermann (+ 4.8.1753) und Zacharias Hildebrandt 1750-1755
Erhaltungszustand:
Pfeifenwerk (mit Ausnahme des Registers Unda maris) erhalten.
Seit
1836 betreut von der Firma Jehmlich; ursprünglich wohl auf ca. 413 Hz
(a1) gestimmt, hielt eine Kapellmeisterkonferenz 1862 eine Stimmung von
425 Hz fest. 1884 wurde das Instrument höher gestimmt und die Pfeifen
mit Kernstichen versehen, 1937 erneut, nun auf 440 Hz, höher
eingestimmt, wobei Stimmschlitze in die Pfeifen geschnitten wurden, die
kleinsten Pfeifen wurden abgeschnitten.
Anfang 1944
wurde das Pfeifenwerk eingelagert. Die Hofkirche wurde bei dem
Bombardement am 13.2.1945 schwer beschädigt und brannte aus, wobei auch
das Gehäuse und Teile der Windanlage zerstört wurden. Restaurierung
unter Wiederherstellung des Gehäuses und der Schnitzereien 1963-71 durch
die Firma Jehmlich, 2001/2 Überholung und Zurückstimmung auf heute 415
Hz (gleichschwebend).
Dieses Werk ist die größte und letzte
Orgel Gottfried Silbermanns, der während des Baus verstarb. Der zwei
Wochen nach Abschluß des Bauvertrages eingestellte Geselle und
Werkführer Zacharias Hildebrandt stellte die Orgel fertig. Die
katholische Hofkirche selbst ist ein Zeugnis für die Annahme der
polnischen Königskrone und den damit verbundenen Übertritt zum
Katholizismus der sächsischen Herrscherfamilie, inmitten dieses
protestantischen Kernlands.
Der Prospekt läßt äußerlich nur zwei der vier Teilwerke erkennen, Brustwerk und Hauptwerk, unter und oberhalb des Gehäusegesimses. Das Oberwerk befindet sich oben hinter dem zentralen Pfeifenturm, das Pedal hinter dem Hauptwerk. Die Disposition lädt zum Vergleich ein mit Silbermanns erstem Großauftrag, der Freiberger Domorgel: es ergeben sich dabei nur geringe Unterschiede (z.B. Dresden HW: + Prinzipal 16’, + Spitzflöte 4’; Zungen auf 16’ und 8’ statt auf 8’ und 4’; Solozungenstimmen auf OW und BW verteilt statt wie in Freiberg beide im OW), die eher auf die raumakustischen und gehäusetechnischen Gegebenheiten zurückzuführen sind als auf unterschiedliche Klangkonzeptionen; beide Orgeln entsprechen somit einem allgemeinen „Silbermann-Plan“ für Orgeln dieser Größe, der in engen Grenzen je nach örtlichen Voraussetzungen modifiziert wurde. Der französische Stileinfluß (kenntlich etwa an der typischen Besetzung mit Zungenstimmen) und die Integration einzelner süddeutsch-böhmischer Klangwirkungen (Viola da gamba, Unda maris) sind auch hier unverkennbar.
III+P/47
HW:
Prinzipal 16’
Bordun 16’
Prinzipal 8’
Viola di Gamba 8’
Rohrflöte 8’
Kornett [8’] 5f.
Oktave 4’
Spitzflöte 4’
Quinta 3’
Oktave 2’
Tertia [13/5’]
Mixtur 4f.
Zimbeln 3f.
Fagott 16’
Trompete 8’
Tremulant (zum HW)
OW:
Quintaden 16’
Prinzipal 8’
Gedackt 8’
Quintaden 8’
Unda maris 8’ (neu)
Echokornett [8’] 5f.
Oktave 4’
Rohrflöte 4’
Nassat 3’
Oktave 2’
Tertia [13/5’]
Flaschflöt 1’
Mixtur 4f.
Vox humana 8’
Schwebung
BW:
Gedackt 8’
Prinzipal 4’
Rohrflöte 4’
Nassat 3’
Sesquialtera [22/3’+13/5’]
Oktave 2’
Quinta 11/2’
Sufflöt 1’
Chalumeaux 8’
P:
Untersatz 32’
Prinzipalbaß 16’
Oktavbaß 8’
Oktavbaß 4’
Pedalmixtur 6f.
Posaunenbaß 16’
Trompetenbaß 8’
Clarinbaß 4’
Koppeln: BW/HW, OW/HW, HW/P
Gedackte, Rohrflöten und Nasate aus Metall (70 % Zinn zu 30 % Blei), die übrigen Pfeifen aus englischem Zinn
Q: http://www.silbermann-orgeln.de/werke/ (und eigene Erhebungen)
© Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde | info@gimk.org