Tobias Heinrich Trost 1722-1735
Erhaltungszustand: Die Orgel blieb partiell unvollendet; dennoch
galt sie über Jahrhunderte als ein schützenswertes Meisterwerk und blieb
vor radikalen Eingriffen verschont.
Von Trost sind erhalten: Gehäuse
samt Prospektpfeifen, Großteil des Registerbestandes, Spielanlage (außer
Pedalklaviatur) samt Transmissionen, Windladen.
Restaurierung 1993-98.
Musikbeispiel:
J.S. Bach : Toccata d-moll ("dorische") BWV 538
Gespielt von Theophil Heinke
Die Orgel von Waltershausen ist die größte aller Orgeln von Tobias Heinrich Trost. Hier hat er so kompromisslos wie sonst nirgends versucht, seine Klangvorstellungen umzusetzen. Die enormen Probleme im Zusammenhang mit diesem Orgelbau – so erwies sich beispielsweise das Orgelgehäuse als zu hoch für den Raum, doch anstelle die Orgel zu verkleinern, setzte Trost durch, dass deren Empore um nahezu zwei Meter tiefergelegt wurde – und Trosts Arbeitsüberlastung führten schließlich zur Einstellung der Arbeiten kurz vor der Fertigstellung, die – teilweise mit bereits angefertigten, aber von Trost zurückgelassenen Registern - von einem unbekannten Orgelbauer, vermutlich einem Gesellen Trosts vorgenommen wurde. Es fand daher auch weder eine Abnahme noch eine Einweihung der Orgel wie sonst üblich statt. Doch die Verärgerung der Stadt- und Kirchenoberen wandelte sich allmählich in berechtigten Stolz über eine der bedeutendsten Orgeln ihrer Zeit.
Die Orgel weist eine Fülle von eher unüblichen technischen Vorkehrungen auf, deren Verwendung ein gewisses Charakteristikum Trosts darstellt – wie die Doppelventile für eine große Zahl von Hauptwerksregistern, die auf diese Weise sowohl auf dem Hauptwerk als auch vom Pedal aus angespielt werden können. Auch die Kopplung von Vox humana 8’ an Hohlflöte 8’ (OW), die bewirkt, dass zwar die Flötenstimme auch allein, jedoch das Zungenregister nur in dieser Kombination gespielt werden kann, ist eine Eigenwilligkeit Trosts, der offenbar eine ganz persönliche Klangvorstellung hier realisieren wollte. Generell suchte Trost hier an die Grenzen des zu jener Zeit technisch überhaupt Realisierbaren vorzudringen; allein die stabile Windversorgung für die mit wahren „Windfressern“ überaus reichhaltig versehene Orgel (etwa in Gestalt der vielen Pedalzungenregister) war überaus problematisch und erforderte bis hin zur Konstruktion der Laden und Windkanäle außerordentlich durchdachte Vorkehrungen, um das gewünschte Ergebnis erzielen zu können.
III+P
Manual C-c3; Pedal C-d1
HW:
Portun-Untersatz 16’
Groß Qvintadena 16’ (Transmission)
Principal 8’
Gemshorn 8’
Viol d’Gambe 8’
Portun 8’ (Transmission)
Qvintadena 8’
Unda maris 8’
Octava 4’ (Transmission)
Salicional 4’
Röhr-Flöta 4’ (Transmission)
Celinder-Qvinta 3’
Sesqvialtera (22/3’+13/5’) 2f.
Super-Octava 2’
Mixtura 2’ 8f. (tlw. p1993; Transmission)
Fagott 16’ (p1993)
Trompetta 8’
BW:
Gedackt 8’
Nachthorn 8’
Principal 4’
Flöte douce 4’ 2f.
Nachthorn 4’ (p1993)
Gemshorn 4’ (tlw. p1993)
Spitz-Qvinta 3’
Nassad-Qvinta 3’
Sesqvialtera (22/3’+13/5’) 2f.
Octava 2’
Mixtura 2’ 4f. (tlw. p1993)
Hautbous 8’
OW:
Flöte Dupla 8’
Vagarr 8’ (p1993)
Hohlflöte 8’ (*)
Flöte travers 8’ (überblasend, Klang 4’; p1993)
Lieblich Principal 4’
Geigen-Principal 4’ (auf eigenem Ventilkasten über dem Spieltisch)
Spitzflöte 4’
Gedackt-Qvinta 3’ (p1993)
Wald-Flöte 2’
Vox humana 8’ (p1993; * fest gekoppelt an Hohlflöte 8’)
P:
Groß Principal 16’
Subbaß 16’
Violon-Baß 16’
Qvintadenen-Baß 16’ (Transmission aus HW)
Octaven-Baß 8’
Viol d’Gamben-Baß 8’ (Transmission aus HW)
Portun-Baß 8’ (Transmission aus HW)
Celinder-Qvinta 6’
Super-Octava 4’ (Transmission aus HW)
Rohr-Flöten-Baß 4’ (Transmission aus HW)
Mixtur-Baß 2’ 6f. (Transmission aus HW)
Posaunen-Baß 32’ (p1993)
Posaunen-Baß 16’
Trompetten-Baß 8’
Koppeln
OW/HW (Hakenkoppel), BW/HW (Schiebekoppel), HW/P (Windkoppel), BW/P
(Hakenkoppel),
Tremulant BW, Tremulant Manuale, 2 Zimbelsterne (in C/G), Sperrventil, Calcant
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