Deutsche Tafelklaviere

 
(Abb. 1) Tafelklavier Johann Socher, Niedersonthofen 1742; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum 
(Abb. 1) Tafelklavier Johann Socher, Niedersonthofen 1742; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum

Tafelklaviere sind Kleinklaviere, in denen die Saiten waagerecht gespannt sind, vergleichbar einerseits Virginal und Spinett, andererseits dem Clavichord. Die ältesten Tafelklaviere ähneln äußerlich stark einem Clavichord, und in dessen Funktion als Hausmusikinstrument scheinen sie zunächst eingetreten zu sein. Deutsche Tafelklaviere des 18. Jahrhunderts sind nicht selten recht auffallend kleine und äusserlich oft liebevoll gestaltete „Möbelstücke“, so etwa das Tafelklavier von Johann Socher 1742 (Abb.1) oder die recht weit verbreiteten der Schmahl-Werkstatt in Ulm zugeschriebenen Tafelklaviere (Abb.2), die die Form einer kleinen „liegenden Harfe“ aufweisen. Die Mechaniken der diversen Klavierbauer unterscheiden sich aber auffallend voneinander, und bei diesen Instrumenten scheint in einem Maße experimentiert worden zu sein wie kaum je danach.

(Abb. 2) Tafelklavier, zugeschr. Schmahl-Werkstatt, Ulm; Berlin Musikinstrumentenmuseum 
(Abb. 2) Tafelklavier, zugeschr. Schmahl-Werkstatt, Ulm; Berlin Musikinstrumentenmuseum

Auch bei der Gestaltung und Intonation der Hämmer gab es ungezählte Varianten; häufig scheinen die Hämmer blank gewesen zu sein, d. h. ohne jede Lederbespannung. Der harte, an Nebengeräuschen und hohen Begleitfrequenzen reiche Anschlag des hölzernen Hammerkopfes an die Saite mag teilweise gewollt gewesen sein, assoziierte man doch in jener Zeit die frühen Tafelklaviere mit dem Konzerthackbrett „Pantalon“ des berühmte sächsischen Virtuosen Pantaleon Hebenstreit und strebte offenbar zunächst nach einer getreuen Nachbildung des Klangs seines Hackbretts (das selbst verschollen ist).

Erst in dem Maße, wie die Klavierbauer versuchten, die Tafelklaviere immer mehr dem Hammerflügel anzunähern, wuchsen deren Ausmaße immer mehr an; damit ging aber ihre eigentliche „Daseinsberechtigung“ als ein Klaviermodell mit geringem Platzbedarf mehr und mehr verloren. Manche späten Tafelklaviere des 19. Jahrhunderts nahmen fast die Fläche eines Flügels ein, doch dessen Klangeigenschaften und -qualitäten blieben unerreichbar.

Doch vor 1800 hatten die Tafelklaviere manche Freunde und Liebhaber, und  in den „Komponierstuben“ berühmter Komponisten befand sich auch nach 1800 durchaus noch das eine oder andere alte (kleinformatige) Tafelklavier, leicht zu transportieren und nur wenig Platz einnehmend. Ein von Franz Schubert verwendetes kleines Tafelklavier von Anton Walter, gebaut um 1800, war gerade etwa anderthalb Meter breit und weniger als einen Meter tief. Klangwunder waren von solchen Instrumenten natürlich nicht zu erwarten, aber sie dienten ihrem Zweck als eine Art von Schreibtisch mit Tastatur und Saiten recht gut.

 
 
 

© Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde | info@greifenberger-institut.de