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Schopfheim, Alte ev. Kirche, große Orgel

Schopfheim, Alte ev. Kirche, große Orgel

Johann Heinrich (+ 22.3.1767) und Georg Marcus Stein, Heidelsheim/Durlach, 1766-68.

Erhaltungszustand: Gehäuse, Windladen und Trakturen original.
Die Orgel wurde nach dem Vorbild der Orgel für die Barfüßerkirche Augsburg (gebaut von Johann Andreas Stein, dem älteren Bruder von Johann Heinrich und Vetter von Georg Marcus) als ein Werk „von moderner Structur, wo das ganze Werk aufeinander steht“ entworfen. Das Instrument erwies sich jedoch als reparaturanfällig und die Pfeifen mußten bei der Restaurierung 1974 vollständig nach alten Mensuren rekonstruiert werden.


Von der Augsburger Barfüßerorgel ging eine enorme Faszination auf ihre Umwelt aus. Nicht nur für den Bruder und den Vetter Johann Andreas Steins symbolisierte sie eine neuartige und meisterliche Art der Orgelkonstruktion sowohl in technischer als auch in klanglicher Hinsicht. Umso bedauernswerter ist der schrittweise Untergang dieses epochemachenden Werks während des 19. und 20. Jahrhundert, bedauernswert aber auch, dass Johann Heinrich und Georg Marcus Stein bei dem Versuch, in Schopfheim ein Gegenstück zur berühmten Orgel des genialen Anverwandten zu schaffen, an die Grenzen ihrer eigenen Fähigkeiten stießen. Ihre Auftraggeber hatten allerdings ein Werk von den Augsburger Dimensionen auch gar nicht im Sinn und der deutlich kleinere Kirchenraum ließ nur eine deutlich reduzierte Version zu. Der Vergleich der beiden Dispositionen mit 37 (Augsburg) bzw. 22 Registern (Schopfheim) zeigt, dass das Schopfheimer Werk allenfalls als ein Klanggerüst angesehen werden kann, dem gerade die allgemeines Aufsehen erregenden Klangmöglichkeiten der Barfüßerorgel abgingen. Das Oberwerk der Schopfheimer Orgel ist im Gegenteil ein ausgesprochenes Soloklavier, das sich von der Idee einer „scharfen“ Intonation grundlegend unterscheidet.

Disposition: (1768/1974)

II+P

 

HW: (C-d 3 )

Principal                      8’

Cornet                         5f. (D)

Groß Gedeckt              8’

Quintathön                  8’

Viol di Gamba             8’

Octav                          4’

Flöth offen                  4’ (Holz)

Quint                           3’

Super Octav                2’

Mixtur                          2’ 4f.

Trompete                     8’

 


OW: (C-d3 )

Principal                      4’

Cornet                         5f. (D)

Waldflöte                     8’ (Holz)

Rohrflöte                      4’

Flagenett                      2’

Vox humana                 8’

Trompete                      8’ (D, ab g0 )

 

P:

Subbaß                        16’

Octavbaß                      8’

Violoncello                    8’ (im Prospekt)

Fagott                           8’

 

Tremulant, 2 Koppeln

 

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