Tafelklavier von Kaspar Katholnig,
Wien ca. 1810

Wissenschaftliche Rekonstruktion eines Tafelklaviers von Kaspar Katholnig, ca. 1810 
Wissenschaftliche Rekonstruktion eines Tafelklaviers von Kaspar Katholnig, ca. 1810

Tafelklaviere aus der Werkstatt von Kaspar Katholnig gehören zu den häufigsten erhaltenen Klavieren aus der Zeit der Wiener Klassik. Fast ebenso zahlreich wie seine Instrumente sind aber auch die Schreibweisen seines Vor- und Nachnamens, ob vorn mit K- oder C- oder am Ende mit -g, -gg, -k, oder -ck. In gewisser Weise sind solche Instrumente die eigentlichen Medien des privaten Musizierens in der Ära Haydns, Beethovens oder Schuberts. Die Nachfrage nach solchen Instrumenten war derart, dass Werkstätten wie die von Katholnig wohl fast nur noch solche in großer Zahl herstellten. Es ist aber immerhin ein Hammerflügel von Katholnig bekannt, den Johann Nepomuk Hummel während seiner Zeit als Nachfolger Haydns im Amt des Kapellmeisters der Fürsten Esterhazy benutzte.

Der beachtliche Ausstoß an solchen Tafelklavieren führte noch mehr als bei Hammerflügeln jener Zeit zu einer gewissen Typisierung und Standardisierung. Insofern ist die Varianz bei Tafelklavieren jener Epoche geringer als bei Flügeln, doch entsprechen sie weitaus mehr als die Hammerflügel, die für den öffentlichen oder halböffentlichen Raum bestimmt waren, den realistischen Musizierbedingungen für die immense Zahl der Klavierliteratur, die für den privaten Musikgenuss entstand.

Nach 1800 stieg die Bedeutung von Tafelklavieren für das private und häusliche Musizieren immer mehr. Viele Komponisten, die wie Franz Schubert nicht auf Rosen gebettet waren, komponierten und musizierten bei sich zuhause auf einem derartigen Tafelklavier. Insofern entsprachen die scheinbar reduzierten spieltechnischen und klanglichen Potentiale eines Tafelklaviers durchaus der damaligen Lebenswirklichkeit.

Zwei originale Tafelklaviere von Kaspar Katholnig befinden sich im Greifenberger Institut, davon eines in vollständig unrestauriertem Zustand. Dieses wurde nach seiner Dokumentation zum Vorbild der abgebildeten befundgeführten Rekonstruktion. Das Eibenholz für das dem Vorbild entsprechende Furnier stammt aus einer der Abholzung preisgegebenen Schlossallee im Loiretal. Es wurde gebaut von Helmut Balk und Markus Thiel.

Das unrestaurierte Original steht für Forschungen weiterhin zur Verfügung.

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