Das Konversationsbildnis von Marcus Tuscher von 1745 zeigt den Begründer der ältesten noch bestehenden Klavierbaufirma der Welt, Burckhardt Tschudi (1702-1773; anglisiert als Burkat Shudi) an einem Cembalo, vermutlich ein Instrument, das er für Friedrich den Großen gebaut hatte (Verbleib unbekannt). Er stammte ursprünglich aus Schwanden im Kanton Glarus und war 1718 nach London gezogen. 1728 eröffnete er einen eigenen Betrieb.
1761 trat der Schotte John Broadwood (1732-1812) als Lehrling ein und erwies sich bald als einer der besten Mitarbeiter. Nach der Hochzeit mit Shudis Tochter Barbara wurde er zum Partner, nach 1771 zum Inhaber der Firma, die seitdem seinen Namen trägt.
Mit Shudi und Broadwood verbinden sich eine Fülle an Erfindungen und Innovationen im Klavierbau, wie etwa 1769 die Erfindung des Jalousieschwellers für das Cembalo (heute im Orgelbau bedeutend); etwa zur selben Zeit konstruierte John Broadwood zusammen mit William Stodart und Americus Backers die später so genannte „englische Mechanik“ für das Pianoforte.
John Broadwoods Geschäftsunterlagen sind eine der bedeutendsten Quellen dafür, wie und wann sich der allmähliche Übergang vom Cembalo zum Pianoforte vollzog. Ab 1783 überholte das Pianoforte das Cembalo in der Popularität bei den Kunden. 1793 lieferte Broadwood, wie alljährlich, ein Cembalo in den St James’s Palace zur Aufführung der Geburtstagsode für den König. Während bei den Proben noch das Cembalo benützt wurde, orderte der königliche Kapellmeister für die Aufführung ein Pianoforte. Im selben Jahr baute Broadwood wahrscheinlich sein letztes Cembalo (heute Edinburgh, Russell Collection).
Das Pianoforte in England begann seinen Weg in die Konzertsäle und Privathäuser zunächst in Gestalt des Tafelklaviers. Bald danach begannen auch Broadwood sowie die Firmen Collard & Collard (später Clementi) mit dem Bau von Hammerflügeln, die zunächst äußerlich den Cembali jener Zeit weitgehend glichen (abgesehen von der Einmanualigkeit). Joseph Merlin (der nebenbei auch den Rollstuhl und den Rollschuh erfand) entwickelte 1774 sogar ein Kombinationsinstrument, in dem Cembalo und Pianoforte in einem Instrument vereinigt waren.
Erst als kurz vor 1800 der Cembalobau praktisch zum Erliegen kam, löste sich auch die Konstruktion des Hammerflügels allmählich von der Tradition des Cembalos. Die Hämmer wurden größer und schwerer, der Saitenbezug stärker und der Rahmen entsprechend verstärkt.
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