Einmanualiges Cembalo von Alessandro Trasuntino, Venedig 1531; London, Royal College of Music Museum of Instruments
Es handelt sich hierbei um ein Cembalo mit separatem Außenkasten, bei dem zur Sicherung gegen Bruchgefahr Holzleisten zusätzlich die Seitenwände verstärkten. Die aufwendige Bemalung ist zwar insgesamt für Cembali dieser Zeit typisch, doch bei italienischen Instrumenten eher selten.
Échantillon musical:
Ausschnitt aus Giovanni di Macque: Zwei Gagliarden
gespielt von Gustav Leonhardt
Instrument:
Cembalo von Carlo Grimaldi, Messina 1692
Italienische Cembali wiesen einige individualistische Züge auf, die sie unverwechselbar machten: Resonanzboden und Gehäuse wurden meist aus Zypressenholz hergestellt und waren so leicht, dass selbst ein flügelförmiges Instrument von einer Person getragen werden konnte. Andererseits waren die Wände so dünn, dass das Instrument zur Aufbewahrung einen Kasten benötigte, denn jeder Stoß von außen hätte große Schäden anrichten können. Zum Musizieren wurde das Instrument in der Regel aus dem Kasten gehoben und auf einen Tisch gelegt. Nach etwa 1610 entstanden auch stabilere Instrumente, die mit ihrem Kasten fest verbunden waren.
In der Regel besaß ein italienisches Cembalo nur ein
Manuel und zwei oder gar nur ein Register – auch deshalb waren diese Instrumente sehr leicht, doch diese Bauart sorgte für einen durchaus kräftigen und dennoch transparenten, aber etwas „kurzen“ Klang, der sich hervorragend sowohl mit einer einzelnen Stimme verband, jedoch auch noch unter mehreren Instrumenten heraushören ließ – die ideale Voraussetzung für den Gebrauch als „Basso continuo“-Instrument, auf dem der ausharmonisierte Fundamentbass gespielt wurde. So wuchs das Cembalo im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts in die Rolle des Instruments für den Ensembleleiter bei weltlicher Musik (in der Kirche erfüllte die Orgel meistens diese Funktion). Die italienischen Cembali sind jedoch für das Solospiel weitaus weniger geeignet als die länger nachklingenden Instrumente nördlich der Alpen, und so spielte die Sololiteratur ab etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts in Italien kaum noch eine Rolle.
Die eigentümliche Konstruktion und besondere Saitenmensuren machten italienische Cembali außergewöhnlich dauerhaft – viele Instrumente in Museen weisen bemerkenswerterweise noch nach Jahrhunderten keine Risse oder Verwerfungen wegen konstruktionsbedingt zu hohen Saitenzugs auf – im Gegensatz etwa zu äußerlich „stabiler“ wirkenden flämischen Instrumenten. Sie wurden zudem in viele Länder exportiert und sind daher noch heute weit verbreitet.
Die späteren Entwicklungen des Cembalobaus in Flandern oder Frankreich gingen eigenartigerweise in die italienischen Instrumente nicht ein; so blieben die italienischen Cembali über viele Jahrhunderte fast unverändert, bis sie von einer in Italien kaum zur Kenntnis genommenen Erfindung eines genialen italienischen Cembalobauers ins Abseits gedrängt wurden: dem „Gravicembalo col piano e forte“ von Bartolomeo Cristofori.
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