Hammerflügel von Bartolomeo Cristofori
Florenz 1726; Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig
Dieses Instrument ist der späteste von nur drei erhaltenen Hammerflügeln von Cristofori. Wie ein italienisches Cembalo ist auch dieses Instrument für die Aufbewahrung in einem dekorativen äußeren Kasten konstruiert. Die Besaitung ist zweichörig, die Hammerköpfe bestehen aus lederbezogenen Pappröllchen. Cristofori hat das Pianoforte vermutlich 1698 erfunden.
Échantillon musical:
Ausschnitt aus Lodovico Giustini, Suonata V (in D-Dur)
gespielt von Luca Guglielmi
Instrument: Kerstin Schwarz & Tony Chinnery,
Kopie des Hammerflügels von Christofori 1726
Cristofori nannte seine Erfindung „Gravecembalo col piano e forte”. Und seine Instrumente waren äußerlich auch kaum von Cembali zu unterscheiden. Allerdings hatte er kurz vor 1700 eine besondere Mechanik entwickelt, die es ermöglichte, Lautstärkeunterschiede im Spiel auch ohne die üblichen Registerwechsel darzustellen. Die Saiten wurden nunmehr mit Hämmern angeschlagen, die den Hämmern von Hackbrettern ähnelten. Am Ende der Tastenhebel saßen Dämpfer in der Form gewöhnlicher Cembalospringer, die jedoch keine Plektren besaßen, sondern nur Dämpferstreifen aus rotem Tuch.
Animation der Mechanik nach Bartolomeo Christofori:
Film en allemand zum Hammerflügel von Bartolomeo Cristofori im
Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig:
Die Reaktion seiner Umgebung auf das Instrument war durchaus gespalten. Die Erkenntnis, daß es sich hier um etwas Neuartiges handelte, verbreitete sich erst allmählich – das Instrument galt zunächst als ein weiterer Typ des Cembalos, dazu eine Variante, die an das Spiel des Instruments besondere Anforderungen stellte und nicht die tonliche Klarheit des Cembalos besaß.
Für die weitere Verbreitung wichtig wurden zwei gedruckte Beschreibungen von Cristoforis Mechanik. Die erste verfaßte ein Bekannter Cristoforis, Scipione Maffei, sie erschien im Frühjahr 1711 im damals vielgelesenen Giornale de’ Letterati. Mehr als zehn Jahre danach nahm der Dresdener Hofpoet Johann Ulrich König, ein Bekannter des Instrumentenbauers Gottfried Silbermann, eine deutsche Übersetzung vor, die 1725 in Johann Matthesons Critica Musica II erschien. Dieser Text wiederum löste in Deutschland eine Welle von Nachbauten und Nachahmungen der Hammermechanik Cristoforis aus.
Als einziger dieser Cristofori-Nachahmer hatte Gottfried Silbermann einen gewissen Erfolg, und dies erst nach langen Versuchen und durch weitestgehendes Kopieren der Instrumente Cristoforis. Etwa 1732 stellte er in Dresden ein „neues Instrument ..., so Piano Fort nennet“ (Zedler, Universal-Lexikon 5, Sp. 1804) vor, das offenbar auch bald Johann Sebastian Bach ausprobierte. Bach war allerdings von dem neuen Instrument nicht sehr angetan; er bemängelte vor allem den schwachen Ton im Diskant und die schwere Spielart.
Gegen Ende seines Lebens sollte Johann Sebastian Bach den nunmehr verbesserten Instrumenten Gottfried Silbermanns in Berlin begegnen, denn Friedrich II. hatte bei Silbermann nach 1740 mehrere Flügel für alle seine Schlösser bauen lassen. Bach selbst besaß nie ein Pianoforte. Erst für seine Söhne wurde das Pianoforte wichtig – Carl Philipp Emanuel und Johann Christian Bach gehören zu den bedeutendsten frühen Komponisten für das Instrument.
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