Die Klavierharfe

Klavierharfe von Christian Dietz, Brüssel spätes 19. Jahrhundert; Trondheim Ringve Museum

Klavierharfe von Christian Dietz, Brüssel
spätes 19. Jahrhundert; Trondheim Ringve Museum

Ein typische Klavierharfe der Werkstatt Dietz, die das äußere Erscheinungsbild einer Harfe deutlich erkennen läßt. Eine Besonderheit gegenüber anderen Tasteninstrumenten ist der “Flageolett-Steg“ in der Mitte der tiefen Saiten, der mittels Pedaltritt an die Saiten geführt wurde und half, das Flageolettspiel auf der Harfe nachzubilden.

 

Von der „Klavierharfe” versprach man sich die Lösung eines jahrhundertealten Problems. Die meisten Harfen waren und sind vom Beginn ihrer Geschichte bis in die Gegenwart diatonische Instrumente, d. h. sie besitzen sieben Saiten pro Oktave für die Stammtöne (c, d, e, f, g usw.) anstelle von 12 Saiten für die chromatischen Töne. Dies ermöglichte einen großen Tonumfang bei relativ geringer Anzahl der Saiten. Ab dem 16. Jahrhundert experimentierte man immer wieder mit chromatischen Harfen, aber die weitaus größere Saitenzahl und die komplizierten Fingersätze auf chromatischen Instrumenten sowie die spieltechnische Unmöglichkeit des für die Harfe so typischen diatonischen Tonleiter-Glissandos warfen neue, unerwünschte Probleme auf.

Eine Harfe mit einer Tastatur schien einen Ausweg zu bieten. Zudem hätte darauf jeder, der des Klavierspiels kundig ist, auch Harfenpartien übernehmen können, was etwa für kleinere Orchester außerhalb der musikalischen Zentren oder musikalische Salons einen enormen Anreiz hätte darstellen können. Während der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert war die Harfe zum ausgesprochenen Modeinstrument geworden und hatte unzählige adlige Salons geziert, doch bald nach 1800 wurde die Harfe vom Klavier zunehmend verdrängt; eine Harfe mit Klaviatur schien hier der ideale Kompromiss zu sein.

Ein solches Instrument benötigte einen Mechanismus, der die Saiten anzupfte; doch im Gegensatz zum Cembalo mit seinen relativ harten Plektren aus Federkiel oder Leder war der charakteristische Harfenklang nur mit sehr weichen „Fingerimitationen“ zu erzielen. Diese „Zupfkörper“ waren wie die gesamte übrige Mechanik jedoch sehr anfällig für Beschädigungen und Abnutzungserscheinungen.

Die Klavierharfe wurde erstmals 1814 von ihrem Erfinder Johann Christian Dietz (Vater) in Paris vorgestellt. Der von ihm begründete Betrieb, den sein gleichnamiger Sohn in Paris und später der Enkel Christian Dietz in Brüssel weiterführten, lieferte immerhin über viele Jahrzehnte Klavierharfen; gegen 1890 entstanden außerdem auch in Turin und Wien einzelne Instrumente. Insgesamt sind sie zwar zahlreich in Museen vertreten, jedoch kaum anderenorts, so dass vor allem in späterer Zeit das Instrument wohl vorwiegend für Sammler hergestellt wurde.



 
 
 

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