Clavichord von J. H. Silbermann, 1775

"Abschied von meinem Silbermannischen Clavier" D-B Bach P 359 
"Abschied von meinem Silbermannischen Clavier" D-B Bach P 359
 

Clavichorde waren im Verständnis des 18. Jahrhunderts das "Clavier" an sich, dasjenige Instrument, an dem die subtilste und nuancenreichste musikalische Interpretation überhaupt möglich war, das aber auch die Kunstfertigkeit des Spielers schulte und forderte wie kein anderes. Die Klavierpädagogik jener Zeit orientierte sich am Clavichord und dessen speziellen dynamischen und ornamentalen Möglichkeiten, die der direkte Kontakt von Finger und schwingenden Saiten über die starre Verbindung von Tastenhebel und anschlagender Tangente ermöglichte. Die geringe Lautstärke des Instruments schuf von sich aus eine intime Musizieratmosphäre, die bewußt nicht auf die spektakuläre Wirkung in der Öffentlichkeit abzielte, sondern ein geradezu persönliches Zwiegespräch von Komponist und Interpret herstellte. Und wer vielleicht eingeladen wurde, als Zuhörer solche Momente miterleben zu dürfen, war gewiß Zeuge von etwas Besonderem.

Clavichordherstellung im deutschsprachigen Raum erlebte um die Mitte des 18. Jahrhunderts eine letzte Blütezeit. Neben Spezialisten wie der Familie Hubert in Ansbach stellten alle bedeutenden Klavierhersteller jener Epoche wie Haas, Silbermann, Späth, Stein und viele mehr Clavichorde her. Clavichorde waren das Standardinstrument für das häusliche Üben und Lernen und das Werkzeug zum Komponieren schlechthin und daher die Nachfrage durchaus bedeutend.

Wie die Klavierspieler am Clavichord die interpretatorischen Feinheiten erlernten, erfuhren Instrumentenbauer am technisch vergleichsweise einfachen, aber in Sachen sorgfältiger Planung und präziser Arbeit sehr anspruchsvolle Clavichord eine besondere Herausforderung.

Ein Clavichord aus einer der bedeutendensten Werkstatttradionen des 18. Jahrhunderts  bildete daher ein geeignetes Vorbild, diese Grundlagen des Klavierbaus jener Epoche kennenzulernen. Das hier abgebildete Clavichord wurde von Sophia Madelung während ihrer Lehrzeit zur Orgelbauerin an unserem Institut nach einem Originalinstrument im Germanischen Nationalmuseum gebaut. In unserem Institut entstanden bereits mehrere Clavichorde dieser Bauart.

Carl Philipp Emanuel Bach besaß ein Clavichord von Silbermann, das er 1781 verkaufte. Aus diesem Anlass komponierte er den "Abschied von meinem Silbermannischen Clavier, in einem Rondo" Wq 66. Der Käufer Dietrich Ewald von Grotthuß in Mitau antwortete mit "Freude über den Empfang des Silbermannschen Claviers, in einem Rondo."

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