Prellzungenmechanik mit Einzelauslösung
Tonumfang: 6 Oktaven (F1-f4)
Die Dokumentation haben wir Ende 2020 begonnen, unsere Rekonstruktion befindet sich derzeit in der Bauphase, .
Dieses Instrument gehörte zum Mobiliar der Münchener Residenz und stand vermutlich zuerst in den Räumlichkeiten der Königin Karoline, der Ehefrau von König Max I. Joseph und später in den Räumen, die der damalige Kronprinz und spätere König Ludwig I von Bayern mit seiner Gemahlin Therese, geb. von Sachsen-Hildburghausen bewohnte. Es diente dabei wohl nicht nur dem privaten Musizieren, sondern auch den regelmäßigen Darbietungen der Hofmusiker für die königliche Familie und den Hofstaat. Das Instrument kam 1994 aus dem Kunsthandel in die Sammlung des Instituts.
Gregor Deiß lieferte eine ganze Reihe von Instrumenten für verschiedene Gebäude und Räume der Wittelsbacher. Auch wenn ein offizieller Hoftitel nicht bekannt ist, scheint er doch eine vergleichbare Funktion in Sachen Betreuung der Instrumente zumindest in der Münchener Residenz erfüllt zu haben. Hierbei ist durchaus auffällig, dass Deiß im Vergleich zu anderen Münchener Herstellern seiner Zeit in Technik, aber auch im Klang seiner Instrumente eher traditionelle Positionen umsetzte, möglicherweise Zeichen seiner Vorbildung und Prägung im Orgelbau. Insofern erscheinen seine Klaviere in der von Innovationen geprägten Ära der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts für ihre Zeit recht konservativ auf ein eher "bewährt-klassisches" Klavierideal hin ausgerichtet. Die äußere Gestaltung ist dagegen geradezu beispielhaft für die Entstehungszeit dieses Instruments und den Möbelstil dieser Jahre.
Musikalisch stand die Münchener Hofkapelle in jener Zeit noch ganz in der Tradition des Mannheimer Hoforchesters, das mit dem Übergang des Throns an die Wittelsbacher Linie Pfalz-Sulzbach nach München übersiedelte. Den Kern des Orchesters bildeten die Mitglieder der vorher in Mannheim prägenden Musikerfamilien Cannabich, Toeschi, Lebrun und Danzi, die den hohen Musizierstandard der Mannheimer Schule nach München übertrugen.
Das Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde hat in der Reihe "Instrument & Kontext" unter anderem folgende Publikation veröffentlicht:
J. Focht & S. Berdux: Der Münchner Klavierbauer Gregor Deiß. Ein Hammerflügel um 1815, Greifenberg 1995
(auf Anfrage erhältlich).
Ein Klangbeispiel finden Sie hier
CD mit Verwendung dieses Flügels von Gregor Deiß:
"Lieben muß ich, immer lieben ..." - Lieder nach Gedichten von König Ludwig I. von Bayern
Die Singphoniker und Christoph Hammer
OEHMS Classics OC 314
(2003, Musikproduktion Dieter Oehms GmbH und Bayerischer Rundfunk)
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