aufrechtes tafelklavier
clementi & co, london um 1800

aufrechtes Tafelklavier

Tonumfang:
6 Oktaven, 73 Tasten (F1-f4)

Signatur:
"NEW PATENT // CLEMENTI & Co // London"

Innen mit Schlagstempel: "CLEMENTI & CO // 345"

Mechanik:
Stoßmechanik (Sticker action)


Muzio Clementi (1752 Rom-1832 Evesham) war eine der berühmtesten Persönlichkeiten der Klavierkultur um 1800. Dabei galt er nicht nur als Klaviervirtuose und Klavierkomponist, sondern auch als Klavierlehrer, Verleger, Klavierbauer, Konzertorganisator und wohl auch generell als erfolgreicher Unternehmer einer der Begründer dessen, was man heutzutage allgemein als "music business" kennt.

Bereits als hochtalentiertes Wunderkind lud ihn im Alter von 14 Jahren ein begüterter englischer Tourist zu sich ein, um sich schulisch und musikalisch weiterzubilden. Ab 1774 in London trat er öffentlich auf. Nachdem er bereits mehrere Sonatensammlungen veröffentlicht hatte, brach er 1780 bis 1783 zu seiner ersten (von mehreren) Konzertreisen durch Europa auf, wo er 1781 mit Mozart zusammentraf. Nach seiner Rückkehr trat er vor allem auch als Klavierlehrer, u.a. von Johann Baptist Cramer und John Field in Erscheinung.

In der Folgezeit wandte er sich auch den unternehmerischen Aktivitäten zu. Entscheidend dürfte hier der Kauf und die Erweiterung der bankrotten Firma "Longman & Broderip" 1798 geworden sein, mit der er zunehmend den Instrumentenmarkt, aber auch das Musikverlagswesen in Großbritannien dominierte.

Muzio Clementi und der etwas jüngere Carl Czerny sind unter heutigen Pianisten vor allem als Schöpfer zahlloser Klavieretüden bekannt und verschrieen, galten aber in ihrer Zeit, zusammen mit Johann Nepomuk Hummel, als die bedeutendsten Vermittler nicht nur des Repertoires, sondern auch der Interpretation der Klavierwerke der Ära Mozart-Beethoven. Auch wenn ihre eigenen Klavierkompositionen kaum noch gespielt werden, kann ihr Einfluß auf Verbreitung und Beliebtheit des Pianofortes als Instrument im privaten und Konzertsaalgebrauch gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. So ist die Formulierung auf seiner Grabplatte in der Londoner Westminster Abbey "MUZIO CLEMENTI CALLED THE FATHER OF THE PIANOFORTE." keineswegs eine Übertreibung.


Signatur 
Signatur

© Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde | info@gimk.org