Ein Hammerflügel Wiener Typs nach dem Vorbild von Anton Walter, erbaut am äußersten Rand der k.k. Monarchie
Tonumfang:
5 Oktaven, 61 Tasten (F1 – f3)
3 Kniehebel (v.l.n.r.): Fagottzug; Dämpferhebung; Moderator
Signatur:
"Pietro Antonio // Bossi Grad[isc]a (gedruckt) 1802 (hs)"
Besaitung:
Messing: F1 – E
Eisen: F – f3
Mechanik:
Wiener Mechanik
Pietro Antonio Bossi (1775 Romans d'Isonzo-1848 Triest) entstammt wohl einer über viele Generationen tätigen Orgelbauerfamilie. Wie viele andere Orgelbauer seiner Zeit, in der durch die Folgen der französischen Revolution und der vielen Klosteraufhebungen die Nachfrage nach Reparaturen wie auch Neubauten von Orgeln stark zurückging, betätigte er sich auch als Klavierbauer. Dennoch sind auch einige seiner Orgeln, darunter diejenige von 1799 in Perteole erhalten.
1798 zog er nach seiner Heirat in den Nachbarort Gradisca an der alten Grenze zur Republik Venedig, wo auch dieser Hammerflügel entstand. Die Machart dieses Instruments entspricht jedoch bis in viele Details der damals führenden Wiener Werkstätte von Anton Walter. Ob dies auf einen vorherigen Aufenthalt in Wien, etwa als Geselle, oder als Indiz auf eine Kopie nach einem Vorbildinstrument von Walter verweist, ist nicht geklärt. Dass die Wiener Betriebe auch in die entfernten Kronländer wie das "Littoral" lieferten, ist nachweisbar, dass ein kundiger Klavierbauer entsprechende Klaviere nach Wiener Standard mit geringeren Frachtkosten (Jahrzehnte vor den entsprechenden Eisenbahnverbindungen!) regional anbieten wollte und konnte, erschien wohl durchaus vielversprechend.
Dennoch führte seine ungünstige Erwerbssituation während der kurzen Zugehörigkeit der Region zu Frankreichs illyrischen Provinzen dazu, dass er um 1815 nach Triest übersiedelte. Er blieb dort weiterhin als Orgelbauer tätig, bot aber wohl auch weiterhin Klaviere und Musikalien an.
L: Lorenzo Nassimbeni: "Bossi Pietro Antonio" in: Dizionario biografico dei friulani.
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