Tabelle der wichtigsten Orgelregister

I) Labialregister:

Prinzipale

Prinzipale: offen, zylindrisch -mittelweit:

a/1) Prinzipale:
Prinzipal, -baß: 32’ (P, selten), 16’ (P, seltener HW), 8’ (M; HW praktisch immer, andere Werke je nach Größe, Anlage und Funktion), 4’ (in kleinen Orgeln, in kleineren Nebenwerken wie RP, OW, BW je nach Größe)
Hölzerne Prinzipalregister (Innenregister) werden meist auch in der Benennung kenntlich gemacht: in Österreich „Portun“ 8’.
In Italien gebräuchlich ist die Prinzipalschwebung „Voce umana.“
Oktav 4’ (zu Prinzipal 8’)
Superoktav 2’ (zu Prinzipal 8’ und Oktav 4’)
Superoktav 1’ (selten)

Quint 102/3’ (älter: 12’; Naturton 3 zu 32’)
Quint 51/3’ (älter: 6’; Naturton 3 zu 16’)
Quint 22/3’ (älter: 3’; Naturton 3 zu 8’)
Quint 11/3’ (älter: 11/2’; Naturton 3 zu 4’, Naturton 6 zu 8’)

Terz 62/5’ (älter: Terz aus 8’; Naturton 5 zu 16’)
Terz 31/5’ (älter: Terz aus 4’; Naturton 5 zu 8’)
Terz 13/5’ (älter: Terz aus 2’; Naturton 5 zu 4’)

Superoktaven, Quinten und Terzen werden in der Regel etwas obertonärmer als tiefere Prinzipale mensuriert, d.h. mit höheren Aufschnitten, etwas weiteren Mensuren, niedrigerer Windzufuhr und damit relativ leiser als die tieferen Grundstimmen.

a/2) Zusammengesetzte Stimmen in (weiterer) Prinzipalmensur:
a/2-1) Repetierende Stimmen:
Mixtur (P, HW, größere Nebenwerke wie RP; Soloklaviere und Kleinorgeln seltener)
Aus Oktav- und Quintreihen zusammengesetzt (vereinzelt, etwa in Süddeutschland auch mit Terz); repetierend; tiefste Reihe meist 22/3’ oder 2’.

Zimbel: sehr hohe Mixtur oberhalb der eigentlichen „Mixtur“; tiefste Reihe oft 1’ oder ½’; daher häufiger repetierend.

Scharf: Relativ hochliegende und etwas enger mensurierte, später auch charakteristisch eine Terz enthaltende Mixtur (als Gegensatz zur eigentlichen, dann terzlosen „Mixtur“)

a/2-2) Nicht (oder allenfalls einmal) repetierende Aliquotstimmen:
Rauschpfeife 2f. 22/3’+2’       (Naturtöne 3+4 zu 8’), seltener auch 4’+22/3’ (Naturton 2+3 zu 8’), vergleichsweise weit mensuriert.
Sesquialtera 2f. 22/3’+13/5’   (Naturtöne 3+5 zu 8’), selten auch 3f. 22/3’+2’+13/5
Hörnl 2f.              2’+13/5’       (Naturtöne 4+5 zu 8’); süddeutsch.
Terzian 2f.          13/5’+11/3’    (Naturtöne 5+6 zu 8’)

a/3) Mehrfach besetzte Grundstimmen:
Piffaro/Bifara/Bifra 8’ 2f. (M): Meist doppelt besetzte, gelegentlich schwebend intonierte Stimme beispielsweise mit einer Pfeifenreihe in Prinzipal- und einer Reihe in engerer Mensur, oder als 8’+4’ mit einer gedackten und einer offenen Pfeifenreihe; viele Varianten in der Bauart und Zusammenstellung.

Streicherstimmen

b) zylindrisch-eng

 Geigenprinzipal (Nebenmanuale): engmensurierter, leicht streichender Prinzipal mit niedrigerem Aufschnitt.
Schweizerpfeife (später „Flauto traverso/Querflöte“ usw.): eng, überblasend! Wahrscheinlich älteste engmensurierte Stimme. „Querflöte“ häufig aus Holz, mit runder Labialkante, außenliegendem Windkanal und „Frosch“ zur Windführung.

 Noch enger (echte „Streicher“):
Gambe 8’ (HW): in der Regel engste Stimme überhaupt, mit starker Windzufuhr und Anblashilfen; selten konisch verengend (als „Spitzgambe“) gebaut. Wegen der relativ langsamen Ansprache (aller Streicherstimmen) hauptsächlich für langsame und solistische Passagen.

 Salicional 8’ (Nebenmanuale) etwas weiter (bei einigen Orgelbauern aber auch enger!) als Gambe, mit geringerer Luftzufuhr und nach oben gerundetem Aufschnitt.

 Viola 8’ (Nebenwerke, selten auch 4’, dann auch im HW): geringfügig weiter und geringere Windzufuhr als Gambe.
Im P: Violoncello 8’.

 Violonbaß 16’ (P): engmensuriert, in der Regel aus Holz.

 (Weitere Streicherstimmen v.a. des 19. Jhds.: Fugara, Dolce, Äoline, Vox coelestis, letztere schwebend).

Flötenstimmen

offen, weit

1) zylindrisch
Hohlflöte 8’, gelegentlich 4’: sehr weit mensuriert.
Flöte 8’, 4’: weit (oder verkürzte Benennung für einen der nachfolgenden Registertypen)
Blockflöte (meist 4’): in mehreren Bauweisen, sowohl weit-zylindrisch als auch konisch, offen, seltener auch gedackt.
Waldflöte
Flachflöte (relativ eng, nahezu Prinzipalmensur, mit engem Aufschnitt)

2) konisch verjüngend
Koppelflöte, Spillflöte: zunächst zylindrischer, dann konischer Verlauf der Pfeife.
Gemshorn 8’, 4’, Nasat 22/3’: weit-konisch
Spitzflöte 8’, 4’, Flageolet 2’, 1’ mittelweit-konisch.

3) konisch erweitert
Dolkan, Dulcian 8’ (nicht zu verwechseln mit dem Zungenregister Dulcian): Einzige Labialstimme mit konisch erweiterter Mensur.

Gedackte Stimmen

d) gedackte Stimmen

d/1) zylindrisch

Gedacktflöte 8’, 4’, Nasat 22/3’ (Variante zur offenen Bauweise), Bauernflötlein 1’ (P): weite Mensur, schmal labiert mit hohem Aufschnitt

Gedackt, mittlere bis weite Mensur:
Untersatz 32’, Subbaß 16’ (P), 8’ (M; in Süddeutschland „Coppel“), 4’, 2’ (in kleineren Orgeln und Orgelwerken).

Bordun 32’, 16’ (P), mittlere Mensur.

Quintatön 16’, 8’ (P, M), engmensuriert, Ansprache des Grundtons und des Naturtons 3.

d/2) konisch
Spitzgedackt 8’ (Nebenwerke).

d/3) Rohrgedackte
Rohrflöte 16’ (P), 8’; weit-zylindrisch, mit Rohreinsatz im Deckel.

Gemischte Stimmen

e) Gemischte Stimmen aus Pfeifenreihen unterschiedlicher Bauweise:

Cornet, Reçit, (dt.) Kornett
Im französischen Orgelbau besonders kultivierte und von da in andere Regionen importierte fünffache Stimme auf 8’ (8’+4’+22/3’+2’+13/5’; Naturton 1-5), nicht selten mit eigenem Manual, zudem auf eigener Windlade (abgeführt vom Hauptwerk und über diesem positioniert). Beim fünffachen Kornett ist die 8’-Reihe in der Regel ein Gedackt, meist eine Rohrflöte, die 4’-Reihe ein Prinzipal/Oktav; die Quintreihe ein Nasat. In kleineren Orgelwerken kommt Kornett auch auf 22/3’ 3fach vor (22/3’+2’+13/5’; Naturton 3-5) ohne eigene 8’- und 4’-Reihe, die sodann vom Organisten eigens gezogen werden muss/kann. Die dreifache Variante erlaubt gewisse Varianten in der Auswahl der beiden tiefsten Reihen wie z.B. ein Prinzipal 8’ anstelle des Gedackts („prinzipalisches Cornet“), oder einer Flöte 4’ („Flötencornet“) anstelle der Oktav. Auch eine 8’-Zungenstimme (Hautbois 8’ oder Trompete 8’) kann gelegentlich als Basis dienen. Ein Kornett kann prinzipiell auch aus vorhandenen Einzelregistern zusammengezogen werden, doch ist die Klangverschmelzung der separat aufgestellten gemischten Stimme deutlich besser.

II) Zungenstimmen

mit langen Aufsätzen (Resonatoren)

a) mit langen Aufsätzen (Resonatoren)

a-1) konische (weiterwerdende) Aufsätze
Bombarde
32’, 16’ (P, HW), traditionell kräftigste Zungen-Grundstimme, vor allem in französischen Orgeln.

Posaune/Trombone (32’, selten), 16’, 8’ (P); Äquivalent zur französischen „Bombarde“ in deutschen und (selten) italienischen Orgeln; kräftige Zungen-Grundstimme, üblicherweise mit hölzernen Aufsätzen. In kleineren Orgeln gelegentlich einzige Zungenstimme.

Trompete 8’, Clairon/Clarino 4’ (HW, P) mit metallenen mittelweiten Aufsätzen. Kräftige Solo-Zungenstimme. In spanischen Orgeln besonders kultiviert, dort von 16’- bis 4’- (selten 2'-)Lage in mehreren Reihen auf eigenem Manual sowohl horizontal aus dem Gehäuse ragend („Trompetería“) als auch als Innenregister. Traditionelles HW-Register.

Fagott (16’), 8’, (P; HW, Nebenwerke) ähnlich Posaune, aber mit engerer und kürzerer Aufsatzmensur oder schwächerem Wind leiser und hintergründiger als diese.

Oboe/Hautbois 8’ (M) enger und kürzer mensuriert, leiser als Trompete, nicht selten mit teilverschlossener oder auch gelegentlich kugeliger Aufsatzmündung (in der Art des „Liebesfußes“ der Oboe d’amore) und eigentümlich mild-süßem Klang; mit etwas kräftigerem Klang auch „Schalmei“ genannt; wichtiges Soloregister als Kontrast zur Trompete 8’. Später häufig als Diskantregister auf geteilter Schleife mit „Fagott“ im Bass ergänzt.

Dulzian (16’), 8’, (selten 4’) (M, P) Aufsatz konisch beginnend, dann zylindrisch fortgesetzt, gelegentlich am Ende teilverschlossen; Klangqualität nicht unähnlich „Oboe“

Zink, Kornett 2’ (P; nicht zu verwechseln mit der gemischten Stimme Kornett!), Aufsätze relativ kurz, trompeten- oder dulzianähnlich. Solostimme zur Melodieführung im Pedal; in nord- und (seltener) mitteldeutschen Orgeln.

a-2) zylindrische Aufsätze

Krummhorn (16’), 8’ (M), engmensuriert, niederländisch-norddeutsch.

Cromorne 8’, weitmensuriert, französisch, übernommen nach England ("Cremona"), Mittel- und Süddeutschland, dort gelegentlich „Chalumeau“/„Schalümo“ (oder ähnlich, nach einem dazumal neuerfundenen Holzblasinstrument von ähnlichem Klang; etwa bei Silbermann, Stein, Holzhay) genannt. Trotz des ähnlichen Namens klingen „Krummhorn“ und „Cromorne“ deutlich unterschiedlich!

Regalregister mit sehr kurzen Aufsätzen

Regale (meist 8’, seltener 16’ oder 4’) besitzen eine enorme Vielzahl von Aufsatzformen unterschiedlicher Grundgestalten, mit konisch erweiterten, verengten, zylindrischen, offenen oder teilverschlossenen Formen, die sich nicht selten von einem Orgelbauer zum anderen unterscheiden. Daher ist es kaum möglich, mehr als generelle Beschreibungen zu geben.
Gelegentlich werden andere Zungenregister, kenntlich am Zusatz „-regal“ in der Bezeichnung, mit verkürzten Bechern imitiert (z.B. Trompetenregal, Tromboncini, Dulzianregal, Krummhornregal), wobei sich die Formen der Resonatoren nicht selten voneinander unterscheiden („Krummhorn“ zylindrisch, „Krummhornregal“ in verschiedensten Formen, etwa als Doppelkegel). Manche Benennungen entsprechen der Form der Resonatoren selbst, wie „Apfelregal“ oder „Knopfregal“ mit erweiterten Aufsätzen, die auf engeren „Stielen“ sitzen. Einige beziehen sich auf das Vorbildinstrument (Rankett, Sordun, Geigend Regal) oder beschreiben einen Vorbildklang wie „Bärpfeife“ (verschiedene Formen) oder „Jungfern Regal.“ Die Bedeutung der Regalregister ging im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts allmählich zurück mit Ausnahme des Registers

 Vox humana/Voix humaine 8’ (M) von unterschiedlicher Form, meist konisch/zylindrisch mit teilverschlossenem Konus am Ende; wichtiges Soloregister, meist in Kombination mit Tremulant gebraucht, gelegentlich zusammen mit einem weiteren 8’-Register (etwa Hohlflöte bei Trost, Waltershausen).

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